Jeder vierte in Deutschland ist von einem Tinnitus betroffen. Das Piepen oder Rauschen im Ohr kann akut auftreten. Hält es länger als einige Monate an, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Doch was ist Tinnitus überhaupt?
Inhaltsverzeichnis
Was ist Tinnitus?
“Tinnitus” kommt von dem lateinischen Wort “tinnire”, was so viel bedeutet wie Klingeln. Es ist der medizinische Fachausdruck für Ohrgeräusche, wobei die Erscheinungsformen sehr unterschiedlich sein können.
Ein Tinnitus ist ein akustischer Sinneseindruck, wie ein Brummen im Ohr, welcher zusätzlich zu den Geräuschen der Umgebung hinzukommen und ein- oder beidseitig wahrgenommen werden kann. Der Tinnitus kann in einigen Fällen auch bemerkbare Ohrenschmerzen mit sich führen. Beispielsweise in Begleitung mit Kieferfehlstellungen. Die psychische Belastung ist für die Betroffenen sehr hoch, vor allem weil der Ton für andere nicht wahrgenommen wird.
Nur der Betroffene an sich hört das unangenehme Geräusch, dass sich wie ein Piepen oder Rauschen im Ohr anhören kann.
Die meisten Menschen die unter einem Tinnitus leiden bekommen diesen nur vorübergehend oder empfinden ihn nicht für sehr störend. Vielen ist die Ursache dessen selber auch bewusst, wie z.B. ein zu hoher Stressfaktor und wissen dann auch wie sie dagegen vorgehen.
Bei 20% der Betroffenen sind die Auswirkungen aber so stark, dass die Lebensqualität stark eingeschränkt ist.
Die häufigsten Tinnitus Symptome sind:
- Rauschen im Ohr
- Pfeifen im Ohr
- Summen im Ohr
- Klingen im Ohr
- Knacken im Ohr
- Überempfindlichkeit gegen Außengeräusche
Alles zum Thema: Tinnitus Symptome
In den allermeisten Fällen ist der Tinnitus ein Warnsignal des Körpers, dass eine tieferliegende Krankheit des Körpers oder der Seele vorliegt. Tinnitus kann aber auch als eigenständige monosymptomatische Krankheit auftreten. Deshalb ist die Ursachenfindung oft ein schwieriger Prozess, da zum einen nur der Betroffene an sich leidet und der behandelnde Arzt oft nicht die Ursache direkt beim Namen nennen kann.
Das Ohrgeräusch an sich ist für den Betroffenen schon bereits sehr belastend, hinzu kommt, dass der Tinnitus, wenn er unbehandelt bleibt, weitreichende Folgeerscheinungen hervorrufen kann, wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Angst und Depressionen, Verlust am Spaß im Leben usw.
Auch hörgesunde Menschen hören nehmen Ohrgeräusche wahr. So nahmen 94% von 80 teilnehmenden Probanden in einem schallisolierten Raum nach fünf Minuten einen Tinnitus wahr. Die Wahrnehmung von Hörgesunden und Hörgeschädigten Personen war dort in etwa gleich, so dass die Forscher von einem normalen physiologischen Phänomen ausgehen und der Ton bei Hörgesunden Menschen im Alltag von anderen Geräuschen überlagert wird.
Tinnitus Schweregrade und Formen
In der Medizin gibt es vier Schweregrade für die verschiedenen Erscheinungsformen des Tinnitus. Der behandelnde Arzt kann allerdings allein durch seine Testverfahren nicht zu 100% feststellen, wie stark das Störgeräusch tatsächlich ist, so dass die Befragung des Patienten, sein Zustand und die Auswirkungen auf sein tägliches Leben ein wichtiges Element für die Einordnung in die Schweregrade ist.
- Grad 1: Der Tinnitus ist gut kompensiert, kein Leidensdruck.
- Grad 2: Der Tinnitus tritt hauptsächlich in Stille in Erscheinung und wirkt störend bei Stress und Belastungen.
- Grad 3: Der Tinnitus führt zu einer dauernden Beeinträchtigung im privaten und beruflichen Bereich. Es treten Störungen im emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereich auf.
- Grad 4: Der Tinnitus führt zur völligen Dekompensation im privaten Bereich, Berufsunfähigkeit.
Neben der Einteilung in die vier Schweregrade zielt man bei der Einordnung auch auf verschiedene Formen ab, die man mit folgenden Einteilungen befragen kann:
Zeitliche Unterteilung
- Bis zu 3 Monaten: akuter Tinnitus
- 3 bis 6 Monate: subakuter Tinnitus
- Ab 6 Monate: chronischer Tinnitus
Innerhalb der ersten drei Monate nach eintreten der Geräusche spricht man von einem akuten Tinnitus. Nach Ablauf dieser Zeit handelt es sich um einen chronischen Tinnitus. Manche Ärzte sprechen in dem Zeitraum von 3 bis 12 Monaten von einem subakuten Tinnitus.
Subjektiver / objektiver Tinnitus
- Subjektiv: von außen nicht messbar, genaue Ursache ist schwer zu bestimmen. Der subjektive Tinnitus tritt deutlich häufiger auf. Auch wenn eine Schallmessung kein Ergebnis bringt, ist die Wahrnehmung des Ohrgeräusches deutlich für den Patienten spürbar.
- Objektiv: Resultat einer körpereigenen Schallquelle in der Nähe des Innenohrs, mit speziellen Geräten von einem HNO-Arzt messbar. Beim objektiven Tinnitus kann der Schall gemessen werden, welcher in der Nähe des Innenohrs auftritt. Ursachen dafür können z.B. muskuläre Störungen, Gefäßverengungen oder Atemstörungen sein.
Wichtig ist, dass sie nicht zögern bei Auftreten eines Tinnitus unverzüglich einen Arzt aufzusuchen! Je früher sie mit einer Behandlung beginnen, desto größer sind ihre Heilungschancen, da sich ansonsten kognitive Veränderungen manifestieren.
Höreindrücke / Intensitäten
- Tinnitus kann als Brummen, Pfeifen, Zischen, Knacken oder Klopfen im Ohr wahrgenommen werden.
- Die Intensitäten reichen von hoch, tief oder gleichmäßig bis hin zu rhythmisch-pulsierend.
Auswirkungen auf die Lebensqualität
- Kompensierter Tinnitus: vom Betroffenen kaum merkbar und noch erträglich
- Dekompensierter Tinnitus: hoher Leidensdruck und Einschränkung weiterer Lebensbereiche
In der Forschung ging man lange Zeit davon aus, dass der subjektive Tinnitus im Innenohr entsteht, doch der Tinnitus wird auch nach Durchtrennung des Hörnervs weiterempfunden.
Es wurde festgestellt, dass bei Patienten mit Tinnitus die neuronale Aktivität in verschiedenen Gehirnareal verändert ist. Das Gehirn scheint die Hörstörung kompensieren zu wollen und reguliert die Aktivität in der Region hoch. Wie ein Phantomschmerz wird die Überaktivität der Hörbahn dann als Tinnitus wahrgenommen.
Mögliche Tinnitus Ursachen z.B. bei Brummen im Ohr:
- Stress
- Heftiger Lärm
- Ohrerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Kieferfehlstellungen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
Alles zum Thema: Tinnitus Ursachen
Die Forschung beschäftigt sich schon seit langem mit Ohrgeräuschen und den vielen unterschiedlichen Formen von Tinnitus. Viele Auslöser sind mittlerweile bekannt. Wie genau und welcher Ton wann entsteht ist dabei allerdings noch nicht geklärt.
Bekannte Ursachen für Ohrensausen sind Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, Traumata durch laute Störgeräusche (Knalltrauma), Wassereinlagerungen oder Verletzungen des Trommelfells, Tumore, Borreliose oder Virusinfektionen.
Der Tinnitus geht oft einher mit Schwindelattacken, da das Gleichgewichtsorgan ebenfalls im Ohr befindlich ist. Ohrgeräusche können außerdem zu einem kompletten Hörsturz führen.
Welche Prozesse sind dafür verantwortlich, dass ein störendes Ohrgeräusch wahrgenommen wird?
Allgemeinverständlich geschrieben sind im Ohr Sinneszellen dafür verantwortlich Schallwellen in Töne mit hohen oder tifen Frequenzen zu erzeugen. Je nachdem an welcher Stelle nun die Zellen gestört sind, nimmt man entweder tiefere oder höhere Töne schlechter war. Da nun nur noch schwache Signale ankommen, kompensiert das Gehirn diese Unausgeglichenheit und verstärkt die fehlenden Töne, indem es die betroffenen Nervenzellen versucht neu anzuordnen.
Diese Neuanordnung verstärkt allerdings oft bestimmte Areale oder aber setzt einen falschen Fokus. Der subjektive Tinnitus wird durch die neue Überaktivität erzeugt, da auch das Gehirn an bestimmten Stellen nun versucht diese Region zu verstärken. Ein Tinnitus entsteht.
Tinnitus Behandlung
Es gibt eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten bei einem Tinnitus. In vielen Fällen liegt eine Durchblutungsstörung vor, so dass mit durchblutungsfördernden Medikamenten geholfen werden kann.
Oft ist es aber leider nicht so einfach und man muss einiges ausprobieren. In vielen Fällen klingt das Ohrgeräusch ganz von alleine wieder ab. Es hat sich ergeben, dass bestimmte Therapieformen das Verschwinden des Tinnitus beschleunigen.
Bei einigen Betroffenen bleibt das Störgeräusch allerdings dauerhaft bestehen. Je länger das Ohrensausen bereits besteht, desto unwahrscheinlich wird es, dass es auch wieder vollkommen verschwindet.
3 Millionen Menschen leben in Deutschland mit chronischem Tinnitus.
Was hilft gegen Tinnitus / Rauschen im Ohr?
- Entspannung
- gesunder Lebensstil
- Musik
- positive Erlebnisse schaffen
- Verhaltenstherapie
- Selbsthilfegruppen
- Medikamente
Alles zum Thema: Tinnitus Behandlung